~ Für den Sport Club ohne Grenzen e.V. ~

Emma zog ihren roten Schal höher ins Gesicht, bis er auch ihre kalte Nase bedeckte. »Wann bist du denn endlich fertig, Papa?«, fragte sie. »Gleich.« Mike prüfte gerade den Luftdruck am Doppelsitzer.
Das dauerte eine Ewigkeit, fand Emma. Fynn drehte schon längst die dritte Runde, während sie nur herumstehen und frieren konnte, bis Mike endlich fertig war. Dabei wollte sie so gern auch schon allein fahren. So wie Fynn. Das war Emmas oberster Wunsch auf ihrem Wunschzettel an den Weihnachtsmann. Aber auch heute hatte Mike darauf bestanden, dass sie zusammen im Doppelsitzer fuhren.
Emma seufzte. Gerade wollte sie in den frisch gefallenen Schnee greifen, einen Ball formen und nach Mike werfen. Aber plötzlich hörte sie ein komisches Geräusch. Glöckchen. Sie lauschte. Und wieso duftete es auf einmal so nach Tannenbaum und Zimt?
Neugierig sah sie sich um. Niemand außer ihr schien etwas zu bemerken. Kurz dachte sie, sie hätte es sich bloß eingebildet. Doch dann sah sie es: in großen Kreisen flog etwas über der Kartbahn. Ein Schlitten! Neun Rentiere zogen ihn durch die Luft und hinten saß – unverkennbar mit rotem Mantel und Rauschebart – der Weihnachtsmann.
»Papa, Papa, guck schnell!«, rief Emma und sprang aufgeregt auf der Stelle. »Gleich«, sagte Mike auch dieses Mal.
Das Klingeln der Glöckchen wurde lauter und lauter, während Rentiere und Schlitten zum Landeflug ansetzten. Jetzt endlich schaute auch Mike auf und staunte nicht schlecht. Die Hufe der Rentiere wirbelten den Schnee in weißen Wölkchen auf, bis sie kurz vor Emma zum Stehen kamen. Mit offenen Mündern starrten Mike, Oliver und Lutz auf den Schlitten. Sogar Fynn hatte mit seinem Kart angehalten.
Als der Weihnachtsmann vom Schlitten stieg und auf Emma zu stapfte, knirschte der Schnee unter seinen Stiefeln. »Hallo, Emma. Es freut mich, dich kennenzulernen«, sagte er mit tiefer, freundlicher Stimme.
Emma lächelte verlegen. Der Weihnachtsmann kannte ihren Namen! »Ich bin hier, weil du mir einen Brief geschrieben hast. Du hast einen besonderen Wunsch, nicht wahr?« Der Weihnachtsmann beugte sich zu ihr und zwinkerte ihr zu. »Ich will dir deinen Wunsch gern erfüllen. Aber zuerst solltest du deinem Papa davon erzählen.«
Ihr Wunsch! Emma nickte. So oft hatte sie Mike schon davon erzählt und jetzt, wo der Weihnachtsmann hier war, musste er es einfach erlauben. Sie sah zu ihrem Papa. »Ich möchte alleine im Kart fahren.«
Mike runzelte die Stirn. »Dafür schreibst du dem Weihnachtsmann extra einen Brief?«, rief er erstaunt.
Daraufhin grinste Emma, stemmte die Arme in die Hüfte und reckte das Kinn. »Ich habe den Weihnachtsmann eingeladen. Zu einem Rennen.« »Das ist doch mal was! Ein Rennen mit dem Weihnachtsmann!«, meinte Lutz. »Los, Mike, das musst du ihr einfach erlauben!«, sagte Oliver. Dann kam Fynn auf Emma zu und reichte ihr seinen Helm. »Coole Idee! Hier, du kannst mein Kart fahren.«
Emmas Grinsen wurde immer breiter, reichte ihr bis über beide Ohren. Alle sahen erwartungsvoll zu Mike. Der griff nach seinem eigenen Helm und setzte ihn sich auf. »Aber nur, wenn ich auch mitfahren darf! Die Chance lasse ich mir doch nicht entgehen.«
»Hohoho, das wird ein Spaß!«, rief der Weihnachtsmann. »Aber vorher müssen wir noch eine kleine Verbesserung vornehmen.« Er zog zwei Zuckerstangen aus der Manteltasche, um sie Emma und Mike zu reichen. »Steckt die in eure Taschen. Dann kann das Rennen losgehen.«
Alle halfen, den Start der Rennstrecke und die beiden Karts vorzubereiten. Thommy der Halunke versuchte, Mike einen Vorteil zu verschaffen, indem er einen Beutel Elfenglitzer aus dem Schlitten des Weihnachtsmanns stibitze und damit das Kart von Mike frisierte. Vladi und Max wünschten Emma viel Glück. Maurice, Phillip und Michel wetteten auf Mike, mit dem sie sonst immer gemeinsam ihre Runden drehten. Aleks und Dennis schraubten noch eifrig an den Karts, während Thomas auftankte. Alles sollte reibungslos verlaufen. Doch als Emma und Mike die Karts anließen, geschah etwas Unglaubliches: sie begannen zu schweben! Das musste an den Zuckerstangen liegen. Der Weihnachtsmann lachte fröhlich. »Jetzt können wir ein richtiges Rennen nach Weihnachtsmannart machen«, sagte er.
Sie entschieden, geradeaus bis zu einer dicken, weißen Wolke zu fliegen, diese zu umrunden und wieder zurück zum Start zu sausen. Wer zuerst zurück war, hatte gewonnen. Oliver gab das Start-Signal und Emma flog mit klopfendem Herzen los. Schneller und schneller wurde ihr Kart, aber Emma, Mike und der Weihnachtsmann waren beinahe gleichauf waren. Dabei stiegen sie immer höher, bis sie weit unter sich die Dächer von Laatzen sahen. Die Höhe machte Emma keine Angst. Im Gegenteil, sie lachte und quiekte vor Freude.
Die Wolke, die als Streckenposten diente, waberte vor ihnen durch die Luft. Alle drei wichen aus und Emma lenkte ihr Kart geschickt an Mike vorbei. »Schnupper Wolkenstaub!«, rief sie ihm zu.
Jetzt galt es nur noch, den Weihnachtsmann zu überholen. Kopf an Kopf mit Rudolph düste Emma durch die Luft. Da glaubte sie, eine Stimme aus den Wolken über ihr zu hören: »Du packst das, Emma!« Emma hielt die Luft an, denn sie erkannte die Stimme. Das war Kuhli! Jetzt musste sie das Rennen einfach gewinnen!
Langsam, ganz langsam, zog Emma an Rudolphs roter Nase vorbei. Da kam schon das Ziel in Sicht. Klein wie Ameisen wirkten die Leute. Emma setzte zum Landeanflug an. Die Rentiere gaben noch einmal alles, doch sie konnten Emma nicht mehr einholen. Jubelnd rauschte Emma über die Ziellinie. Knapp hinter ihr landete der Weihnachtsmann mit seinem Schlitten und – weit abgeschlagen – folgte auch Mike. Alle kamen angelaufen, um Emma zu gratulieren. Sie hoben Emma aus dem Kart, trugen sie auf ihren Schultern und klatschten begeistert.
»Das war grohohoßartig!«, sagte der Weihnachtsmann. »Danke, dass du mich zu euch eingeladen hast, Emma. Der SCG ist wirklich ein toller Verein mit noch tolleren Mitgliedern. Weiter so!« Dann erhob sich der Schlitten wieder in die Luft.
Winkend schaute Emma zum Weihnachtsmann hinauf. »Danke, Weihnachtsmann! Fröhliche Weihnachten«, rief sie laut.
»Hohoho, fröhliche Weihnachten, kleine Rennfahrerin!«, hörte Emma den Weihnachtsmann noch rufen, ehe der Schlitten wieder über den Wolken verschwand. Eines wusste sie sicher: bis zum nächsten Weihnachtsfest würde sie ganz viel üben und den Weihnachtsmann erneut herausfordern.

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